Wissen
Informationen über die Einstellungen, Wahrnehmungen und Erfahrungen von Beschäftigten mit KI – quasi in „Echtzeit“
Veröffentlicht am 11. Apr 2025
Wie verändert Künstliche Intelligenz (KI) die Arbeitswelt und was sagen diejenigen dazu, die mit der Technologie arbeiten? Um KI zum Wohle aller zu entwickeln und einzuführen, brauchen wir verlässliche Informationen zum Einfluss von KI auf die Lebens- und Arbeitswelt der Bevölkerung. MeMo:KI liefert Erkenntnisse über die Erfahrung, Wahrnehmung und Einstellungen zu KI sowie die arbeitsbezogene Nutzung der Technologie. Ziel des Projekts ist ein aktuelles, umfassendes Meinungsbild zu KI in der Arbeitswelt – branchen- und berufsübergreifend.
Die technischen Entwicklungen bei generativer Künstlicher Intelligenz haben die Dynamik in der Arbeitswelt noch einmal deutlich verstärkt und beschleunigt. KI kann in vielen Berufen eingesetzt werden, sie verändert die Aufgaben, aber auch die Rollen der Beschäftigten tiefgreifend. Mittlerweile nutzt über die Hälfte der Beschäftigten KI am Arbeitsplatz. Wie denkt die deutsche Bevölkerung über KI während sich die Technologie in der Arbeitswelt umfassend verbreitet? Das untersucht der Meinungsmonitor Künstliche Intelligenz 3.0 (MeMo:KI) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Besonders ist, dass Wahrnehmungen und Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu verschiedenen Aspekten von KI im Forschungsprojekt quasi in „Echtzeit“ und über einen längeren Zeitraum erfasst werden. Dadurch können Veränderungen von so wichtigen Aspekten wie der Akzeptanz, der Nutzung und der Mitgestaltung der Technologie am Arbeitsplatz zeitnah erkannt werden. Auch neue Weiterbildungsbedarfe, die sich durch veränderte Anforderungen im Job ergeben, lassen sich so ermitteln. Das Forschungsprojekt MeMo:KI liefert dem KI-Observatorium der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft damit wichtige Erkenntnisse für die Politikgestaltung des KI-Einsatzes in der Arbeitswelt.
Interesse hoch, Wissen eher gering
Die Befragten der nun veröffentlichten ersten Erhebungswelle sehen mit KI Chancen und Risiken verbunden. Während 29 Prozent den Einsatz von KI im Großen und Ganzen befürworten, lehnen ihn 20 Prozent ab. Bei 50 Prozent der Befragten fällt die Einschätzung ambivalent aus. Laut den Forschenden könnte diese neutrale Position aus einer differenzierten Einschätzung der Menschen resultieren, aber auch an fehlendem Fach- und Hintergrundwissen liegen, das für eine eindeutige Bewertung notwendig wäre.
Denn ein weiteres Ergebnis des Monitors zeigt: Die meisten Befragten schätzen sich selbst beim Thema KI als eher wenig informiert ein, wenngleich das Interesse hoch ist. Das lässt sich besonders unter Erwerbstätigen beobachten: Hier äußern 40 Prozent (sehr) großes Interesse an KI, aber nur 21 Prozent schätzen ihr Wissen als (sehr) hoch ein.
KI am eigenen Arbeitspatz: Wenig Sorge um Job und Karriere
Kann KI auch im eigenen Beruf nützlich sein? Hier sind Erwerbstätige eher optimistisch. Doch die Einstellung ist auch vom konkreten Thema abhängig: Positive Auswirkungen erhoffen sich die Befragten besonders bei Arbeitsbelastung (45 Prozent), Arbeitszufriedenheit (32 Prozent) und Gesundheitsschutz (31 Prozent). Bedenken gibt es hingegen darüber, wie sich KI auf soziale Kontakte (52 Prozent), Datenschutz (51 Prozent) und Mitbestimmung (39 Prozent) auswirkt. (Siehe Grafik)
Die Angst, dass KI für sie persönlich zur beruflichen Bedrohung werden könnte, ist unter Erwerbstätigen gering ausgeprägt: Nur 10 bis 15 Prozent machen sich Sorgen um ihren Job, ihre eigene Qualifikation oder Karriere. 37 Prozent befürchten allerdings, dass KI menschliche Arbeit ersetzen könnte.

Übersicht:
Die Grafik zeigt, wie positiv oder negativ die Befragten den (möglichen) Einsatz von Künstlicher Intelligenz für die eigenen Arbeitsbedingungen einschätzen. Ein Balkendiagramm visualisiert verschiedene Arbeitsaspekte, für die der Einsatz von KI positive, negative, ambivalente oder noch unbekannte Konsequenzen haben kann.
Darstellung:
Es ist ein Balkendiagramm auf weißem Hintergrund zu sehen. Elf horizontale Balken stehen übereinander, jeder von ihnen steht für einen Arbeitsaspekt: Arbeitsbelastung, Arbeitszufriedenheit, Gesundheitsschutz, Sinnhaftigkeit der Arbeit, Kompetenzanforderungen, Emotionale Anforderungen, Karrierechancen, Datenschutz, Einkommen, Mitbestimmung, Soziale Kontakte.
Jeder der Balken ist in drei farbige Bereiche unterteilt, der Reihenfolge nach Türkis, Weiß und Magenta. Die Länge des jeweiligen Farbbereichs auf dem Balken gibt die Häufigkeit der Antwortmöglichkeiten wieder: Türkis für (sehr) positiv, Weiß für ambivalent, Magenta für (sehr) negativ. Hinter jedem Balken befindet sich ein dunkelgraues Feld, in dem zusätzlich der Anteil der Antwortmöglichkeit „weiß nicht / keine Angabe“ angegeben ist.
Mitbestimmung bei KI und Entlastung
Bisher nutzen Erwerbstätige KI am Arbeitsplatz häufiger freiwillig (70 Prozent). Lediglich bei 10 Prozent ist die Verwendung mehr oder weniger verpflichtend. Dabei fällt auf, dass fast zwei Drittel der Nutzenden angeben, dass sie keine Möglichkeit hatten, den Einsatz von KI an ihrem Arbeitsplatz mitzugestalten.
Erwerbstätige geben vor allem Effizienz und Entlastung als Hauptgründe für die Verwendung von KI an. Drei Viertel beschreiben ihre Zusammenarbeit mit der Technologie so, dass sie wesentliche Entscheidungen selbst treffen, statt die KI entscheiden zu lassen. Doch: Wer durch KI hingegen keine Entlastung wahrnimmt, sieht vor allem Verbesserungsbedarf bei Weiterbildungen (61 Prozent) und bei der Anpassbarkeit der Technologie an eigene Arbeitsanforderungen (55 Prozent).
Das Projekt „Meinungsmonitor Künstliche Intelligenz“ (MeMo:KI) wird von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführt und von der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) bis August 2026 mit rund 500 Tsd. Euro gefördert. Wie sich die Wahrnehmung und Einstellungen der Beschäftigten mit der voranschreitenden Nutzung KI-basierter Technologien in der Arbeitswelt weiter verändert, untersuchen drei kommende Erhebungen sowie zwei Sonderstudien zur vertieften Betrachtung von Befunden und Trends.