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Wissen

Mit generativer KI die Produktivität steigern und zugleich Ungleichheit verhindern

Veröffentlicht am 17. Mär 2025

Wir befinden uns mitten in der Umgestaltung der Arbeitswelt durch Künstliche Intelligenz (KI). Vor allem generative KI lässt sich vielfältig einsetzen. Sie erstellt Texte, Bilder oder sogar Codes, kann repetitive aber auch kreative Aufgaben übernehmen. Daher bietet sie in vielen Bereichen bereits deutlich sichtbare Vorteile und verspricht mitunter eine höhere Produktivität. Aber ob alle Beschäftigten davon profitieren, ist noch offen.

Die rasanten Veränderungen durch generative KI (kurz: GKI) betrachten die unterschiedlichen Akteur*innen in der Arbeitswelt und der Wissenschaft auch mit Vorsicht: Ist die neue Technologie ein Faktor für steigende Ungleichheit? Besteht die Gefahr, dass Berufe oder Tätigkeiten stärker auf Technologie ausgerichtet werden und die Bedeutung menschlicher Arbeit sinkt? Welche Auswirkungen hat KI auf unterschiedliche Bereiche der Arbeitswelt? Und wie können wir dem begegnen?

Mit der Entwicklung von ChatGPT und weiterer großer Sprachmodelle sind die Einsatzpotentiale von KI stark gestiegen. GKI kann mittlerweile in allen Branchen und vielen Unternehmensbereichen eingesetzt werden, sie kann Beschäftigte auf unterschiedliche Weise unterstützen. Beispiele sind Expertensysteme, die Beschäftigte mit einer größeren Wissensbasis ausstatten, oder Assistenz-Tools bei komplexen Tätigkeiten, womit auch Beschäftigte mit weniger Erfahrung oder spezialisierter Expertise bessere Arbeitsergebnisse erzielen können. Diese Möglichkeiten werfen die Frage auf, ob nur ein Teil der Beschäftigten von KI profitieren wird. Werden für manche sogar Nachteile entstehen? Wenn beispielsweise mit GKI Aufgaben schneller erledigt werden können, führt dies zu Arbeitsverdichtung oder eher zur Ausweitung des Tätigkeitsbereichs der Beschäftigen hin zu mehr konzeptionellen oder kreativen Aufgaben? Empfinden Beschäftigte den Einsatz von GKI als eine Aufwertung ihres Arbeitsalltags, etwa weil menschliches Urteilsvermögen noch mehr in den Vordergrund tritt, oder im Gegenteil: Werden menschliche Fähigkeiten weniger wichtig? Fraglich ist zudem, ob Beschäftige mit veränderten Aufgaben durch Weiterbildung effektiv unterstützt werden können.

Neues Forschungsprojekt zu generativer KI

Das Projekt „Generative Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt (GENKIA)“, eine Kooperation zwischen dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) untersucht diese Fragenkomplexe. Um Handlungsbedarfe möglichst frühzeitig zu erkennen, erfasst GENKIA die vielschichtigen Veränderungen zu einem frühen Zeitpunkt. Das Projekt nimmt die Veränderungen für Individuen, Organisationen und Berufsfelder in den Blick. So kann erfasst werden, wo sich Ungleichheiten verstärken oder neue entstehen – sowohl innerhalb eines Betriebs, als auch in der Arbeitswelt und der Gesellschaft insgesamt. Der Einsatz von GKI ist in vielen Fällen vor allem in Bereichen der Wissens- oder Kreativarbeit und bei administrativen Tätigkeiten wirksam. Eher seltener zum Einsatz kommt die Technologie in Bereichen mit höherem Anteil von manueller Arbeit wie beispielsweise handwerkliche Dienstleistungen oder in der Produktion. Das Projekt untersucht folgende Tätigkeitsbereiche, in denen GKI voraussichtlich stark genutzt wird und Veränderungen für Beschäftigte tiefgreifend sein werden:

Marketing

Marketing kann Bereiche wie Marktforschung, Unternehmenskommunikation, Produkt-, Marken- und Kundenbeziehungsmanagement, sowie Onlinemarketing und Werbung umfassen. Die Anwendungsbereiche von GKI sind vielfältig: Beispielsweise können Chatbots im Kundenservice eingesetzt, Ideenfindung erleichtert oder Texte, Bilder und Videos automatisch erstellt werden.

Personalmanagement

Das Personalmanangement ist in zweifacher Hinsicht von GKI betroffen. Zum einen verändern sich die Inhalte und Anforderungen an das Personalmanagement, wenn immer mehr Beschäftigte GKI nutzen. Zum Beispiel kann sich die Tätigkeitsstruktur und Einsatzmöglichkeiten von Beschäftigten verändern und damit sowohl die Bedarfe, als auch die Inhalte von Weiterbildung. Zum anderen kann GKI zunehmend vom Personalmanagement selbst eingesetzt werden, etwa für das betriebliche Wissens- und Informationsmanagement oder in Form von Algorithmischen Management und Personaldatenanalyse (People-Analytics). Daran knüpfen sich Fragen ethischer und rechtlicher Art sowie bzgl. der Einbindung von Mitbestimmung.

Programmierung

In Form von sogenannten Ko-Piloten kann die Entwicklung von Software oder Webseiten mittlerweile in Teilen automatisiert werden. Programmieraufgaben könnten daher auch vermehrt von Beschäftigten ohne vertiefte Vorkenntnisse übernommen werden. Dadurch könnte mehr Zeit für Transparenz und Erklärbarkeit von KI-generierten Ergebnissen entstehen. Schnellere Aufgabenerfüllung bei gleichbleibender Qualität könnte zudem Fachkräfteengpässe in diesem Bereich abmildern.

Journalismus

Die automatische Erstellung von Texten, Bildern und Videos ist ebenfalls ein Hauptanwendungsfeld im Bereich Journalismus. Hinzukommt das Filtern und Aufbereiten von großen, unstrukturierten Datenmengen durch GKI. Dies kann Journalist*innen im Alltag entlasten, etwa als Sparringspartner im Schreibprozess, stellt aber auch die Frage der Bedeutung von menschlichem Urteils- und Reflexionsvermögen verstärkt in den Vordergrund.

Öffentlichen Verwaltung

In der öffentlichen Verwaltung kann GKI für den Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern eingesetzt werden, zur Suche und Zusammenstellung von Information, zur (Vor-)Prüfung von Anträgen oder auch zur automatischen Dokumentation von Verwaltungsvorgängen. Effizienz und Qualität öffentlicher Dienstleistungen könnten so vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden demographischen Wandels aufrecht erhalten oder verbessert werden. Der Einsatz ist allerdings auch mit Herausforderungen verbunden zum Beispiel mit Blick auf die Wahrung menschlicher Prüf- und Aufsichtspflichten.

Das Projekt „Generative Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt (GENKIA)“ hat im Frühjahr 2024 seine Arbeit aufgenommen und läuft noch bis September 2026.