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OECD AI-WIPS-Konferenz 2024: Wie KI Arbeit und Gesellschaft verändert – eine internationale Perspektive
Veröffentlicht am 19. Dez 2024
Bei der vierten internationalen KI-Konferenz in Paris, mit knapp 5.200 Teilnehmenden, wurde die neue, inzwischen 3. Phase des AI-WIPS-Programms angekündigt.
Die Verbreitung von KI schreitet voran, auch in Deutschland, wo laut Statistischem Bundesamt jedes fünfte Unternehmen (20%) KI nutzt. Für diesen Prozess, der durch Betriebe und Beschäftigte gestaltet werden kann und sollte, brauchen wir im nächsten Jahr weiterhin Tempo. Damit wir die Entwicklungen und Sprünge der KI-Implementierung stets – auch international – im Blick behalten, ist eine evidenzbasierte Wissensgrundlage zu den Auswirkungen von KI auf die Bereiche Arbeit, Innovation, Produktivität und Kompetenzen unerlässlich. Diese international-vergleichbaren Erkenntnisse liefert seit 2020 das OECD-Programm „Artificial Intelligence in Work, Innovation, Productivity and Skills“ (AI-WIPS).
Das Programm wurde von der OECD und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) initiiert – zu einer Zeit, als das Thema KI erst einen kleinen Kreis von (Tech-)Expert*innen beschäftigte. Dank AI-WIPS haben wir nun fast fünf Jahre später ein besseres Verständnis der Technologie und viele Erkenntnisse zu den Effekten und den politischen Stellschrauben für die menschenzentrierte Gestaltung des digitalen Wandels. Die neuen technologischen Entwicklungen sowie die zunehmenden Einsatzmöglichkeiten, insbesondere von großen Sprachmodellen, machen eine fortlaufende Beobachtung weiterhin notwendig. Dafür sprachen sich auch die Speaker*innen der wichtigsten KI-Konferenz zu KI in der Arbeitswelt, der vierten internationalen AI-WIPS-Konferenz, aus. Diese fand am 12. und 13. Dezember 2024 in Paris vor Ort sowie online statt.
AI-WIPS-Ergebnisse in Paris präsentiert
Die insgesamt 12 Sessions der Konferenz wurden von mehr als 5.000 Teilnehmer*innen aus mehr als 150 Ländern verfolgt. Führende Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Zivilgesellschaft gaben Einblicke in den aktuellen Forschungs- und Datenstand zu KI in der Arbeitswelt. Die Diskussionen werden beim nächsten großen KI-Event in Paris fortgeführt: beim Artificial Intelligence (AI) Action Summit (10.-11. Februar 2025), wo auf Einladung von Präsident Macron, die Regierungschef*innen der Welt über KI beraten werden.
Lilian Tschan, Staatssekretärin im BMAS, eröffnete gemeinsam mit OECD-Generalsekretär Mathias Cormann die diesjährige AI-WIPS-Tagung und hob die Bedeutung einer breiten gesellschaftlichen Debatte über eine menschenzentrierte Nutzung von KI hervor:
„Wir dürfen bei aller Faszination für die Technik nicht vergessen: Die Grundlage jeder KI-Anwendung ist menschliche Arbeit. Die Modelle werden mit riesigen Datenmengen trainiert, die aus unserer Kultur, Wissenschaft und Kommunikation stammen. Sie werden von Menschen entwickelt, trainiert und so gestaltet, dass sie für Wirtschaft und Gesellschaft anwendbar werden.“
Bei der anschließenden Paneldiskussion mit Lilian Tschan, Christina Leimoni (EMEA Regional Director bei Microsoft), Juraj Čorba (KO-Vorsitzender der Global Partnership on AI), Christy Hoffman (Generalsekretärin des Gewerkschaftsverbands UNI global union) sowie OECD-Vize-Generalsekretär Ulrik Vestergaard Knudsen standen mittel- und langfristige Maßnahmen im Fokus, die zu einem verantwortungsvollen KI-Einsatz in der Arbeitswelt beitragen – etwa die Entwicklung von passgenauen Leitfäden für die KI-Integration in kleine und mittlere Unternehmen, die Weiterbildung von Beschäftigten sowie die stärkere Einbindung von Betriebsräten bei der Einführung und Implementierung der Technologie.
Auch bei der Session „Tracking AI diffusion in forms and sectors: new evidence for policymaking“ diskutierten KI-Expert*innen und politische Entscheidungsträger*innen über die Verbreitung und Messbarkeit von KI in verschiedenen Organisationen und Sektoren. Die Leiterin der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft im BMAS, Ana Dujić, betonte dabei die Bedeutung der Befähigung von Arbeitnehmenden sowie die Relevanz von KI-Fähigkeiten in der Belegschaft für die weitere Verbereitung der Technologie in Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen.
Das Programm startet ab 2025 in die dritte Phase
Auf der AI-WIPS-Konferenz wurde darüber hinaus deutlich, dass KI ein Treiber für Ungleichheit sein kann, etwa unter den Geschlechtern. Deshalb soll es u.a. hierzu ab 2025 im Rahmen der vom BMAS mit 2 Mio. Euro finanzierten dritten Phase von AI-WIPS inhaltlich weiter in die Tiefe gehen: Der Fokus des Programms soll sich bis Ende 2026 stärker auf die konkreten KI-Auswirkungen auf verschiedene Bevölkerungsgruppen richten. Ziel ist es, auf diese Weise ein präziseres Bild der Auswirkungen von KI auf Beschäftigte zeichnen zu können. Mehr Aufmerksamkeit bei der Datenerhebung und der Analyse sollen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Jung und Alt, Hoch- und Niedrigqualifizierten sowie – wo möglich – Menschen mit Behinderungen erhalten. Dieser genaue Blick auf den Einsatz von KI ist essenziell, um die Gefahren einer gesellschaftlichen Spaltung zu vermeiden.